Kategorien
LAK News

Studieren am Limit – Ohne Geld keine Perspektive.

Der Semesterbeitrag soll bis zum Wintersemester 2025/2026 um über 90€ steigen! Der Grund dafür sind die leeren öffentlichen Haushalte. Bereits seit Jahren wird der Bildungssektor insbesondere in Bremen kaputt gespart: Das hat marode Gebäude, unterbezahlte Dozierende, ein überreguliertes BAföG und damit einhergehend Chancenungleichheit zur Folge. Künftig also 425€ pro Semester von Studierenden verlangen, aber im Gegenzug nichts an den Studienbedingungen verbessern?

An allen Ecken fehlt Studierenden schon heute das nötige Geld, um die eigenen Lebenshaltungskosten zu decken: Laut der Paritätischen Forschungsstelle (2024) sind etwa 80,2 Prozent aller Studierenden, die nicht mehr bei ihren Eltern wohnen, unter der Armutsschwelle. Deswegen muss mindestens jeder zweite Studi zusätzlich zum Vollzeitstudium arbeiten gehen, um sich tägliche Grundbedürfnisse zu finanzieren. Studierende warten teilweise noch Monate nach Studienbeginn auf ihre BAföG-Bewilligungen – doch auch dieses deckt nicht einmal das Existenzminimum. Hinzu kommen Inflation und die damit gestiegenen Lebenshaltungs-, Heiz- und Stromkosten. Zudem nutzen Vermietende die Wohnungsnot in Bremen aus, um Mieten künstlich in die Höhe zu treiben und somit ärmeren Menschen – insbesondere auch Studierenden – das ohnehin kaum vorhandene Geld aus der Tasche zu ziehen. Die im Koalitionsvertrag angekündigte BAföG-Erhöhung kommt zu spät und fällt zudem zu niedrig aus.

Damit wird das Studium wieder zu einer Form der Ausbildung, die nur denjenigen vorbehalten ist, deren Eltern es sich leisten können. Damit werden nicht nur breite Bevölkerungsteile von Berufsmöglichkeiten ausgeschlossen, sondern auch der Zugang zu Bildung versperrt. Das ist angesichts des vonstattengehenden Rechtsrucks ein bedenkliches Signal: fehlende Aufstiegschancen und geringe sozial-kulturelle Teilhabe führen zu einem Vertrauensverlust in demokratische Strukturen. Für beides ist Bildung jedoch unabdinglich. Armut wird dadurch außerdem über Generationen weitervererbt. Es ist des Weiteren unverständlich, dass die unter  Fachkräftemangel leidende Stadt Bremen offensichtlich nicht für die Ausbildung eben solcher bezahlen will. Da, wo Inklusion auf dem Papier steht, fehlt die Initiative, diese auch in der Praxis anzustreben. Für Personen mit Behinderung, chronischen Erkrankungen, aus nicht-akademischen Familien, mit Migrationshintergrund, international Studierende, Studierende mit Kindern, Studierende in präkeren finanziellen Lagen, LGBTQIA+ Studierende, Studierende mit psychischen Erkrankungen, ältere und berufsbegleitend Studierende werden die Barrieren nicht abgeschafft und sie erfahren weiterhin Benachteiligung. Die Benachteiligung trifft jedoch nicht isoliert auf, sondern die Studierenden sind oft von intersektionaler Diskriminierung betroffen: Hierunter fallen Klassismus, Rassismus, Sexismus, Ableismus, Queerfeindlichkeit und Altersdiskrimierung. 

Das Bild einer kaputt gesparten Stadt ist auch in anderen Bereichen offensichtlich: An Drogensucht erkrankte Menschen werden vertrieben, die Brücken sind dem Einsturz nahe und die ohnehin nicht ausreichenden Erhöhungen für Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes sollen auf die Bürger*innen abgewälzt werden. 

Für uns Studierende ist dieser Zustand nicht länger hinnehmbar: Langzeitprojekte werden eingestampft, wichtige Stellen sind unzureichend oder erst gar nicht besetzt und die Beratungsangebote der Hochschulen stehen auch nur mit begrenzten Kapazitäten zur Verfügung. Überall fahren die Schulen und Hochschulen einen Sparhaushalt, weil die Landespolitik in Bremen zu wenig Gelder bereitstellt für notwendige Sanierungen, das Personal und Angebote – jetzt soll das Defizit auch noch auf die Studierenden abgewälzt werden? 90€ Semesterbeitragserhöhung ist keine Option!

Wir fordern

  • eine Abschaffung des Semesterbeitrags,
  • eine tiefgreifende BAföG-Reform,
  • Ausfinanzierung der Hochschulen und Studierendenwerke, sowohl der Gebäude als auch des Personals
  • anständige Arbeitsbedingungen für SHKs und WHKs,
  • Vergesellschaftung großer Wohnkonzerne
  • Gleichbleibende Wohnheimmieten und Mensapreise auf bezahlbarem Niveau,
  • Unterstützung studentischer Initiativen.

Wir gehen auf die Straße und sind laut für einen Wandel in der Bildung. Wir wollen gute Bildung ohne Existenzsorgen. Wir wollen unsere Stimme erheben, weil scheinbar niemand anderes es tut. Wir wollen gehört werden und Veränderungen sehen. Veränderungen, die schon lange notwendig sind. Deshalb gehen wir gemeinsam am 27.05.2025 um 17:30 Uhr auf die Straße. Treffpunkt ist an der Hochschule Bremen, Am Neustadtswall 30- Hebt Eure Stimme mit uns, für uns! Bildung für alle!