Forderung nach einer flächendeckenden Lehre im Humanmedizinstudium über Schwangerschaftsabbrüche

*Dieser Beitrag wurde automatisch übernommen und ist keine Veröffentlichung der LAK Bremen.*

Der fzs unterstützt den „Antrag an die Bundes- und Landesregierung zur Integration von Schwangerschaftsabbrüchen in den Lehrplan für Medizinstudierende und Fachärzt*innenausbildung“ des Vereins „Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland“. Das Angebot an medizinischen Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland ist nach wie vor nicht flächendeckend zufriedenstellend gewährleistet. Und auch in der Lehre des Medizinstudiums gibt es bundesweit keine einheitliche Qualität der Thematisierung des Schwangerschaftsabbruchs, von der Möglichkeit praktische Erfahrungen zu sammeln ganz abgesehen. Das Statistische Bundesamt zählte im Jahr 2023 deutschlandweit 106.218 Schwangerschaftsabbrüche [1]. Von 5.000 befragten Frauen berichteten in einer vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Studie fast 60 Prozent von Schwierigkeiten, an Informationen zum Schwangerschaftsabbruch zu kommen. Ca. 25 % mussten mehr als eine Einrichtung kontaktieren, um einen Termin für einen Schwangerschaftsabbruch zu bekommen [2].

Schwangerschaftsabbrüche werden gesellschaftlich immer noch stigmatisiert und eine fatale Folge dessen ist, dass sich dieses Stigma bis in den Lehrbetrieb fortsetzt und so Medizinstudierende an vielen Studienstandorten nicht ausreichend über Arten und Durchführungen des Schwangerschaftsabbruchs informiert und dazu befähigt werden.

Deswegen fordern wir: 
1. eine obligatorische Grundausbildung a) zur Rechtslage und b) über die Möglichkeiten des Schwangerschaftsabbruchs, sowie c) eine Vermittlung von Beratungskompetenzen zu diesem.

2. Im Zuge dessen fordern wir eine Aufnahme dieses Ausbildungsinhaltes als verbindlichen Bestandteil des medizinischen Lehrplans (Integration in den Nationalen kompetenzbasierten Lernzielkatalog (NKLM))

3. Außerdem fordern wir den Erwerb theoretischer und praktischer Kompetenzen als verpflichtender Bestandteil der Fachärzt*innenausbildung.

Die Integration von Schwangerschaftsabbrüchen in die medizinische Ausbildung ist essenziell, um eine umfassende Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Die geforderten Maßnahmen tragen dazu bei, die Qualität der medizinischen Ausbildung zu verbessern und den Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen zu gewährleisten.

Das Büro des Hohen Kommissars für Menschenrechte und die Sektion Frauenrechte und Geschlechtergerechtigkeit der Vereinten Nationen hält fest, dass die reproduktive Gesundheit von Frauen ein Menschenrecht ist und fügt hinzu: „This means that States have obligations to respect, protect and fulfill rights related to women’s sexual and reproductive health“ [3]. Dieses Menschenrecht muss selbstverständlich allen Schwangeren gewährt werden und somit auch trans*, inter, nicht binären und agender Personen. Eine adäquate gesundheitliche Versorgung braucht dabei eine Medizinlehre, die Medizinstudierende flächendeckend zu Schwangerschaftsabbrüchen befähigt und unvoreingenommene Beratungskompetenzen vermittelt.

Quellen: 
[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/232/umfrage/anzahl-der-schwangerschaftsabbrueche-in-deutschland/ 
[2] https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/schwangerschaft-abbrueche-studie-100.html und https://elsa-studie.de/
[3] https://www.ohchr.org/en/women/sexual-and-reproductive-health-and-rights

Antrag 74MV-I04 „Forderung nach einer flächendeckenden Lehre im Humanmedizinstudium über Schwangerschaftsabbrüche“ beschlossen auf der 74. Mitgliederversammlung